Vielfalt der Lebens- und Liebensweisen in St. Pauli

Bildungsurlaub Hamburg

Bildungsurlaub für Azubis, junge ArbeitnehmerInnen und Andere

  • Ort: Hamburg
  • Dauer: 5-6 Tage
  • Kosten: ca. 250 € – 280 €

Durch die Nähe zum Hafen, als „Tor zur Welt“ für Reisende, ArbeiterInnen, MigrantInnen und viele andere, ist die Stadt Hamburg, und insbesondere der Stadtteil St. Pauli, geprägt durch kulturelle und ethnische Vielfalt. Als Großstadt und auch als Schmelztiegel unterschiedlichster Lebens- und Liebensweisen ist Hamburg ein gutes Beispiel für gelebte Vielfalt in der Stadt. Durch die historische Entwicklung des Hamburger Rotlichtmilieus in unmittelbarer Nähe zum Hafen, bietet die Stadt Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit den Themen Migration, Sexualität, Sex als Ware und Geschlecht.

Spurensuche

Das Seminar beginnt mit einer Spurensuche in und um St. Pauli: Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf sichtbare Zeichen von Migration, Darstellungen von Geschlecht und Sexualität sowie sozialer Ungleichheit gelegt.

Vielfalt

Anschließend schauen wir genauer auf verschiedene Dimensionen von individueller und gesellschaftlicher „Vielfalt“: Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung und (Nicht-)Behinderung, und in diesem Zusammenhang auch auf verschiedene Formen von Diskriminierung und Ausschluss.

„Was ist schon normal?!“

Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf: „Was ist schon normal?“. Wir diskutieren den Begriff der „Norm“ und damit verbundene Normalitätsvorstellungen, tauschen uns über persönliche Erfahrungen und die gesellschaftliche Bedeutung bestehender Vorstellungen aus und wie sie auf uns wirken. Aus diesem Grund wollen wir uns mit dem historischen und sozialen Wandel des Gesundheitsbegriffs auseinandersetzen. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Norm und Gesundheit bzw. Abweichung und Krankheit? Wie haben sich diese Begriffe im Laufe der Zeit verändert? Dabei wird deutlich werden, dass „Krankheit“ und „Gesundheit“ keine feststehenden Kategorien sind, sondern immer im Wandel begriffen sind.

Selbstbestimmt leben mit Behinderung

In diesem Zusammenhang besteht die Möglichkeit des Besuch bei einem Assistenzdienst für Menschen mit Behinderung: Wir führen ein Gespräch und diskutieren mit MitarbeiterInnen über die Entstehung der Assistenzdienste aus der „Krüppelbewegung“ und bekommen Einblicke in Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderung und die Möglichkeiten eines selbstbestimmten Lebens.

Sozialer Status

Wir betrachten Vielfalt auch unter dem Aspekt von „arm“ und „reich“, sowie der gesellschaftlichen Bewertung dieser Kategorien: Bei einer alternativen Stadtführung schauen wir uns „Hamburger Nebenschauplätze“ aus der Perspektive von Wohnungslosen an. Themen sind strukturelle Diskriminierung und Ausgrenzung von Wohnungslosen. Gemeinsam diskutieren wir anschließend individuelle und politische (kommunale) Handlungsmöglichkeiten und Engagement für die Betroffenen.

Rassismus und Privilegien

Viele Menschen aus unterschiedlichsten Ländern und Regionen der Welt kommen nach Hamburg. Im Seminar werden die verschiedenen Gründe untersucht, die Menschen dazu bewegen, ihre Heimat zu verlassen. Egal ob die Menschen vor Krieg oder Armut geflohen, oder wegen der Liebe nach Hamburg gekommen sind: häufig sind sie rassistischer Diskriminierung ausgesetzt. Im Seminar diskutieren wir den Begriff „Ausländer“, und setzen uns mit struktureller Diskriminierung auseinander. Bei einem weiteren Stadtrundgang erfahren wir mehr zum Thema „Migration und Identität“ in Hamburg.

Sex als Ware und Arbeit

Dann wird es heiß…! Wir erkunden das nächtliche St. Pauli und setzen uns mit den Arbeits- und Lebensbedingungen von SexarbeiterInnen auseinander und diskutieren über die Auswirkung von gesetzlichen Regelungen auf ihre Lebensrealität: Bedeuten sie Schutz oder handelt es sich vielmehr im eine Kriminalisierung von SexarbeiterInnen?

Mit einer Vertreterin für die Arbeitsrechte von SexarbeiterInnen erkunden wir auch den Nachbarstadtteil St.Georg im Hinblick auf Prostitution. Im Gegensatz zu St. Pauli gibt es dort keine Aufhebung der Sperrgebietsverordnung. Das Viertel ist daher durch illegalisierte Prostitution gekennzeichnet. Im „Hansatreff“, einer beliebten Kneipe und Sozialtreff in St. Georg, sprechen wir mit Menschen, die sich auf verschiedene Art und Weise in ihrem Alltag mit dem Thema „Sex als Ware“ auseinandersetzen und diskutieren darüber hinaus über die Wichtigkeit von Zufluchtsorten für in diesen Arbeitsbereich involvierte Personen. Im Sexstudio Rex berichtet eine Mitarbeiterin über ihren Arbeitsalltag im Studio: Gehalt, Steuer, Klientel, „Arbeitsgerät“, Ablauf eines Termins, Gesundheitsversorgung sowie Privatlebensplanung und politisches Engagement von SexarbeiterInnen.

Vielfalt der Geschlechter

Nicht nur das sexuelle Begehren kann sehr verschieden sein. Auch die Geschlechtsidentitäten sind vielfältiger als es auf den ersten Blick scheint: Neben den Kategorien „Mann“ und „Frau“ gibt es noch weitere mögliche Identitäten. Was bedeutet eigentlich „queer“ und was verbirgt sich hinter der Abkürzung „LGTBIQ“? Wir diskutieren, welche Vorstellungen von Geschlecht und Geschlechterrollen wir mitbringen und wie sich eine Erweiterung der Perspektive für Alle lohnen kann.

Am Ende des Seminars tragen wir die vielen verschiedenen Erlebnisse und Eindrücke zusammen welche wir im Laufe der Woche sowohl unter dem Aspekt der Vielfalt als auch der Diskriminierung betrachtet haben und ziehen ein Fazit.

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